Was haben Kampfkunst und Sex gemeinsam?

Ich übe seit 1993 Kampfkunst aus. In den letzten 30 Jahren habe ich einiges ausprobiert und durfte Erfahrungen im Taekwon-Do, Bagua, Tai Chi Chuan, Hsing Yi, Liu He Ba Fa sammeln. Geblieben bin ich beim Tai Chi und dem Hsing Yi. Mein Hauptfeld ist eindeutig das Tai Chi.

Sowohl bei der Kampfkunst als auch beim Kampfsport, selbst bei der Kriegskunst geht es immer ein stückweit um die eigene Positionierung im Raum und die Frage ob ich in meiner Balance bleiben kann. Ein Ziel kann dabei sein, über eine eigene Stabiltät nur noch schwer von einem potentiellen Gegner zu durchdringen sein. Im Kern dreht sich alles um Präsenz. Bin ich wirklich da? Bin ich wach? Fühle ich mich im Kontakt mit meiner Umwelt? Bin ich im Austausch und Harmonie mit meiner Umgebung? Bin ich im Konflikt mit mir und mit allem was in mein Kontaktfeld kommt? Kann ich mich behaupten?

Die Methoden, wie ich Präsenz aufbauen kann und die Art und Weise meiner Interaktion mit der Umwelt, sind sehr unterschiedlich. Eine Möglichkeit ist über ein starkes Kontraktionsfeld mich zu schützen und in einer dominanten, aggressiven Art keinen Zentimeter Platz zu machen. Das funktioniert auf jeden FALL. Es hinterlässt aber auch deutliche Spuren sowohl bei einem selber als auch bei der Kontaktperson.

Durch Anspannung und Kontraktion kannst du dein Nervensystem hochfahren und richtig wach werden. Adrenalin durchflutet deinen Körper und du bist auf kampfmodus. Falls es nicht klappt, schaltest du um auf Fluchtmodus.

Im Gegensatz dazu suchst du beim Tai Chi deine Körperpräsenz über Entspannung. Wobei das nicht total passiv passiert. Du fühlst und lässt bestehende Kontraktionen los. Dadurch kommt deine ursprüngliche Körperintelligenz wieder zum Vorschein. Dein Körper ist nämlich schon präsent und wach und im Kontakt mit der Umwelt. Diese innere Lebendigkeit zu wecken bzw. sich wieder mit ihr zu verbinden, ist ein Hauptziel im taoistischen Übungsweg. Dein Körper wirkt dann in der Krafübertragung als Einheit und sehr gebündelt. Dafür brauchst du keine übertriebenen Kontraktionen. Dein Nervensystem ist offen und sehr fein eingestellt. Dadurch wird dir der Raum in dir und um dich herum sehr lebendig.

Auch beim Sex kann ich im Konflikt sein. Ich überpowere meine Partnerin, zeige ihr wie stark ich sie penetrieren kann und lasse in einer Explosion meine ganze Manneskraft am Ende des Liebesaktes heraus. Ich kann aber auch im Kontakt sein, fühlen, ausgleichen und mich dem Austausch der Körperenergien widmen. Dann können sich Konflikte lösen und Harmonie tritt hervor. Für welchen Weg du dich entscheidest bestimmst du selber. Es ist auch nicht unbedingt ein “entweder oder” sondern “ein sowohl als auch” möglich.

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